Ideologien sind des Menschen Todfeind

Veröffentlicht am 28.01.2010 in Presse

EU-Abgeordneter Ismail Ertug in Auschwitz: 65 Jahre Befreiung eines Vernichtungslagers
„Ein polnischer Häftling hatte sich bei eisigen Temperaturen wie heute aus einem Zementsack ein Hemd geschnitten“, fasst Ismail Ertug Erzählungen Überlebender und Zeitzeugen des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zusammen. „Ein deutscher Soldat nahm es ihm mit den Worten weg: ,Du hast deutsches Vermögen gestohlen'." Der EU-Abgeordnete aus der Oberpfalz war anlässlich des 65. Jahrestags der Befreiung am 27. Februar 1945 als Mitglied der Israel-Delegation des Europäischen Parlaments vor Ort.

Ort des Grauens
„Es ist grauenhaft, wozu Menschen fähig sind. Auschwitz ist der Tiefpunkt der Humanität“, zeigte sich der Abgeordnete von der beklemmenden Atmosphäre des Ortes erschüttert, in dem Kinder,
Frauen und Männer nur wegen der wahnhaften Rassenvorstellungen
der Nazis systematisch gequält, gefoltert und ermordet worden waren.
„Wir haben das alles schon oft gelesen, gehört und im Fernsehen gesehen – seit heute weiß ich, dass man nichts weiß, solange man nicht diesen fürchterlichen Sog des Grauens an diesem Ort erlebt hat“, empfiehlt Ertug Lehrern und Schulklassen Fahrten nach Auschwitz.
„Das ist der richtige Ort zur Konfrontation mit der eigenen Geschichte. Dort sind die Gleise, auf denen die Juden mit Güterwaggons durch das Tor mit der an Zynismus nicht zu überbietenden Aufschrift, Arbeit macht frei‘ in das Lager gekarrt wurden. Nur 300 Meter weiter das Krematorium – was müssen die verängstigten Menschen bei der Ankunft gefühlt haben?", versucht sich Ertug in die Lage der Opfer zu versetzen. „Für mich ist die fürchterlichste Vorstellung, dass ganz
normale Menschen in der Lage sind, skrupellos zu morden, wenn
Staat und Gesellschaft dies legitimieren. Das grauenvolle Bild nackter
Leichen auf einem Haufen ist die Konsequenz, vor der wir auch heute
nicht gefeit sind."

Jüdisches Leben an der Goldenen Straße
Jede Generation müsse deshalb einen neuen Weg finden, gegen den
Geist menschenverachtender Ideologien anzugehen, der sich
grundsätzlich gegen jeden richten könne: „Die jeweils anderen, die Andersgläubigen, die Andersdenkenden, die Andersfarbigen können
schnell zum Todfeind werden.“ Deshalb sei gute Bildungspolitik so wichtig: „Holocaust-Leugner haben keine Argumente, keine Fakten, sie bauen auf die Vorurteile der Gesellschaft.“ Im Rahmen des Projektes „Goldene Straße“ möchte der Oberpfälzer Politiker einen Beitrag leisten, dass die jahrhundertealte jüdische Kultur in seiner Heimatregion nicht vergessen wird. „Ich setze mich für die Renovierung der Synagoge in Sulzbach-Rosenberg ein und wünsche mir lebendige Museumskonzepte, welche die Spuren freilegen, die jüdische Handwerker, Künstler, Schriftsteller und einfache Arbeiter bei uns hinterlassen haben." Dies sei auch ein Beitrag dazu, jüdisches Leben in Deutschland in seiner ganzen Vielfalt zu zeigen – und damit verbunden auch den ungeheueren Verlust, den sich unser Land durch den systematischen Völkermord selbst zugefügt habe.

Fonds gegen das Vergessen
Jährlich besuchen mehr als eine Million Menschen das ehemalige
Konzentrationslager, an dessen Bausubstanz die Zeit nagt. Um den
Erhalt des symbolträchtigen Orts zu garantieren, wurde ein Fonds
eingerichtet, in den Mitgliedsländer der Europäischen Union
einbezahlen. „Ich begrüße es sehr, dass Deutschland sich mit 60 Millionen Euro beteiligt", erklärt Ertug.
Der Gedenkfeier wohnten Polens Premierminister Donald Tusk, der
Präsident des Europäischen Parlaments Jerzy Buzek und Überlebende wie der Rabbiner Rav Israel Meir Lau (ehemaliger Oberrabbi in Tel Aviv) bei. Der russische Präsident Dimitri Medvedev und sein amerikanischer Kollege Präsident Barack Obama sendeten Videobotschaften.

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